botic » f2.8 - Philipp Naderers Photoblog

Mit 7 Jahren wollte ich Reporter werden.
Mit 8 Jahren habe ich eine Mini-Zeitung gebastelt.
Mit 9 Jahren habe ich Radiomacher gespielt.
Mit 10 Jahren wollte ich Journalist werden.
Mit 12 Jahren war ich von Physik und EDV begeistert.
Mit 14 wollte ich Informatiker werden.
Mit 15 war ich wieder lieber Hörfunk-Journalist.
Mit 19 schloss ich die EDVO-HTL ab.
Mit 20 begann ich auf der TU Medieninformatik zu studieren.
Mit 21 wollte ich wieder Journalist werden.
Mit 22 habe ich Fotojournalismus kennen gelernt.
Mit 23 denke ich mir, ich habe was falsches bisher gelernt.

Obi und Tata Puiu haben sich um meine Freundin gekümmert, als sie noch ein kleines Kind war. Heute haben wir die beiden in ihrer Wohnung gleich um die Ecke besucht. Nachdem Nescafe in Wien schon zur Gewohnheit wurde, ist der heutige Filterkaffee eine kleine Zeitreise in die eigene Vergangenheit geworden.

Obi ist übrigens die Oma, Tata Puiu der Opa. Sie sind seit 1951 verheiratet, haben schon Urenkel und lieben sich noch wie am ersten Tag. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen in ein paar Monaten!

Dr. Friedrich Orters neues Buch habe ich während meiner Fahrt nach Temeswar durchgelesen. Er beschreibt darin sehr genau die Details aktueller und vergangener Konflikte, gibt umfassend das Geschehen wieder und liefert zahlreiche Hintergrundinformationen. Zwei Kapitel befassen sich dabei mit Rumänien. Fritz Orter war einer der wenigen Reporter, die von der rumänischen Revolution hautnah berichten konnten. Er belegt die chaotischen Zustände mit mehreren Bildern. Eines davon stammt aus dem Continental-Hotel, das auch heute noch existiert. Darauf zu sehen ist ein zerschossenes Fenster und ein Blick auf die dahinter liegende Stadt Temeswar.

Ich dachte mir, wir sollten das Foto einmal nachstellen, wenn wir schon hier sind. Also bat ich Luiza um einen kleinen Übersetzungsdienst mit dem Hotelmanager, der uns schließlich einen Mitarbeiter zur Seite stellte. Gemeinsam haben wir nach dem richtigen Stockwerk gesucht und sind in der Etage 7 fündig geworden. Nach ein paar Versuchen war das Foto auf der Speicherkarte und ist nun hier zu sehen. Sobald wir in Wien zurück sind, werden wir einen netten kleinen Brief an den ORF-Reporter schicken – und ihn um ein kleines Treffen auf einen Kaffee bitten.

Cărtureşti ist eine wunderbare Buchkette in Rumänien. Nicht nur, dass sie tolle Bücher haben, die wirklich alle faszinierend sind, es gibt in jedem Geschäft auch eine mehr oder weniger große Ecke mit einem Teeladen. Man findet immer ein interessantes Buch, sei es über Fotografie, Computer, Design, Architektur, Musik oder etwas für Kinder. Zusammen mit einer großen Kanne Tee für umgerechnet €1,40 eine der schönsten Nachmittagsbeschäftigungen, die ich bisher kenne.

Ich freue mich jedes Mal wieder, wenn wir in Temeswar etwas Einkaufen gehen. Die Geschäfte haben die gleichen, meist aber etwas teurere Preise als wir in Österreich. Dafür sind die Öffnungszeiten aber sehr liberal. Man kann bis 22 Uhr im Mega-Einkaufszentrum gemütlich seine Sachen suchen und Erspartes ausgeben. Gekauft haben wir schlussendlich aber nur 2 Kaffeetassen zum Anmalen für Luiza und ich hab mir ein großartiges Buch zum Thema "Information Design" besorgt.

Heute fahre ich wieder 9 Stunden mit dem Zug nach Rumänien. Gestern war das Wetter am Westbahnhof schon ziemlich unfreundlich, was das Bild wohl unter Beweis stellt. Wenn das heute wieder so ist, wird das sicher eine nette Fahrt durch Ungarn, hoffentlich ohne lange Verspätung oder ähnlichen Problemen. Um 5:50 sollte ich am Zielort Temeswar ankommen, muss aber eine Stunde vorher in Arad umsteigen, was immer so eine Sache ist. Der ziemlich desolate Bahnhof, die in diesen frühen Morgenstunden leicht angstmachenden Personen und die veralteten Züge aus dem Regionalverkehr gestalten die Reise ab diesem Zeitpunkt ein wenig abenteuerlich.